Westmann: Hinsehen und handeln, nicht wegschauen! – Kinder benötigen mehr Schutz
Hannover. Die „Enquetekommission zur Verbesserung des Kinderschutzes und zur Verhinderung von Missbrauch und sexueller Gewalt an Kindern“ hat heute nach 39 Sitzungen ihre Arbeit abgeschlossen. Der Vorsitzende und CDU-Landtagsabgeordnete Lasse Weritz übergab dazu im Landtag den Abschlussbericht an die Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta.
Die Kommission wurde am 6. Oktober 2020 vom Niedersächsischen Landtag eingesetzt. Aufgabe der Kommissionsmitglieder war es, sich umfassend mit den Möglichkeiten zur Verbesserung des Kinderschutzes und zur Verhinderung von Missbrauch und sexueller Gewalt auseinanderzusetzen. Dabei hatten sich die Kommissionsmitglieder unter anderem den bestehenden Hilfs- und Kontrollstrukturen und insbesondere den in diesen Bereichen vorhandenen Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren gewidmet. Außerdem wurden die Themenfelder Prävention und Medienkompetenz bearbeitet und auch Therapie- und Beratungsangebote sowohl für Betroffene als auch für Täterpersonen untersucht.
„Eine wesentliche Erkenntnis gerade für uns als CDU-Fraktion war, dass wir eine Missbrauchsbeauftragte bzw. einen -beauftragten für sexualisierte Gewalt an Kindern oder eine vergleiche Struktur auf Landesebene brauchen, durch die vorrangig Kontrollaufgaben ausgeübt und Netzwerke ausgebaut werden“, betont die Obfrau der CDU-Landtagsfaktion Editha Westmann.
Daneben müsse es gerade aufgrund der Misshandlungen im Fall „Lügde“ darum gehen, sexualisierte Gewalt an Kindern schneller zu erkennen und behördenübergreifend zu handeln. Zudem müsse das Thema in die Curricula pädagogischer Ausbildungen, aber auch in medizinische, rechtliche und pflegewissenschaftliche Studiengänge sowie in späteren Fortbildungen verpflichtend aufgenommen werden.
„Dringend notwendig ist es auch, dass wir die Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften sowie die gerichtliche Justiz besser ausstatten, insbesondere um die Verfahrenslänge und damit die Belastung für die Opfer zu reduzieren. Damit kann die Entdeckungsquote erhöht werden und Ermittlungen mit dem Ziel der Zerschlagung von Täterstrukturen können schneller geführt werden“, so Westmann weiter.
„Wir haben in den Beratungen der Kommission erfahren, dass die Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) über eine hervorragend ausgestattete Abteilung verfügt, in der die kleinen Opfer hochprofessionell und kindgerecht untersucht und betreut werden. Durch die Einrichtung eines Childhood-Hauses unter Einbeziehung der in der MHH vorhandenen Kompetenzen, können sich die Bedingungen von der Untersuchung bis zur Vernehmung für die meist schwer traumatisierten Opfer enorm verbessern lassen“, erklärte Editha Westmann.
Einen weiteren Schwerpunkt legte die Enquetekommission auf die Stärkung der Medienkompetenz. Angesichts der stark steigenden Zahlen der sich im Internet anbahnenden Sexualdelikte sowie der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen von Kindern und Jugendlichen im Internet brauche es verpflichtende Fort- und Weiterbildung überall dort, wo ein Bezug zu Kindern und Jugendlichen besteht, insbesondere von Lehrkräften an den Schulen. Darüber hinaus müsse die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern dringend verbessert werden. Weiterhin müsse geprüft werden, inwieweit Anbieter sozialer Netzwerke oder Online-Spielen verpflichtet werden können, spezifische Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor dem sogenannten Cybergrooming einzurichten.
„Wir müssen aber auch die Gesellschaft stärker für das Thema sexualisierter Gewalt an Kindern sensibilisieren. Dazu gehört eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit unter Nutzung sämtlicher Informationskanäle. Ich appelliere insbesondere an das Sozialministerium, die Initiative „Kinderschutz geht alle an“ weiterzuführen. Es muss das allgemeine Bewusstsein nachdrücklich geschärft werden, dass sexualisierte Gewalt nicht nur in bestimmten Familien- oder Gruppenkonstellationen, sondern zu jeder Zeit in jedem sozialen Kontext auftreten kann. Das Ziel muss sein, der gesamten Bevölkerung die Leitdevise nahezulegen: „Hinsehen und handeln, nicht wegschauen!“, so die CDU-Politikerin abschließend.