Wulf und Bley: Berufsorientierung muss mittelstandsfreundlicher werden

Hannover. Die Berufsorientierung muss an den niedersächsischen Schulen ausgebaut und neu ausgerichtet werden. Darüber sind sich Mareike Wulf, bildungspolitische Sprecherin, und Karl-Heinz Bley, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, einig. Denn mit Blick auf das in wenigen Tagen beginnende neue Ausbildungsjahr wird zum wiederholten Male deutlich, dass Schülerinnen und Schüler nur einen sehr begrenzten Überblick über das verfügbare Angebot an attraktiven Ausbildungen in Niedersachsen haben. „Insbesondere das Handwerk und der kleine Mittelstand haben Probleme, überhaupt geeignete Interessenten für ihre Ausbildungsplätze zu finden“, betont Karl-Heinz Bley. „Dies wird gerade im ländlichen Raum zunehmend zu einer Existenzfrage für die Betriebe.“

Seit Jahren entscheiden sich rund ein Drittel aller künftigen Auszubildenden für zehn Berufsbilder, obwohl bundesweit rund 250 Ausbildungsberufe verfügbar sind. „Dieses Ungleichgewicht können wir nicht länger hinnehmen“, so Bley. Handlungsbedarf bestehe besonders in den Schulen. „Wenn wir es schaffen, bei Praktika, Projektwochen und Zukunftstagen auch einmal abseits der ausgetretenen Pfade aktiv zu werden, hätten wir schon viel erreicht“, macht Mareike Wulf deutlich. Auch sei es sinnvoll, dass Schülerinnen und Schüler stärker in Kontakt mit erfolgreichen Jungunternehmern treten. „Potenzielle Existenzgründer können bereits in der Schule Hinweise bekommen, welches Rüstzeug sie später benötigen“, sagt Wulf. Gleichzeitig könne vermittelt werden, welchen späteren Mehrwert mutmaßlich trockener Unterrichtsstoff hat. Die Digitalisierung verschärfe diesen Effekt noch. „Die Digitalisierung macht das lebenslange Lernen in vielen Berufen zum Normalfall“, unterstreicht Bley. „Wer bei jeder Fort- und Weiterbildung noch Lücken bei den Grundfertigkeiten schließen muss, wird so fast zwangsläufig abgehängt“, warnt der wirtschaftspolitische Sprecher. Hier könne eine besser aufgestellte Berufsorientierung wichtige Impulse setzen.

Wulf und Bley werben dafür, mit Blick auf den zunehmenden Trend zum Abitur die Berufsorientierung so weiterzuentwickeln, dass Handwerk und Mittelstand eine größere Bedeutung eingeräumt wird. „Handwerk und Mittelstand stellen nicht nur die große Mehrheit der Arbeitsplätze, sondern eine noch größere Mehrheit der Ausbildungsplätze zur Verfügung“, betont Bley. „Die Vielzahl der Ausbildungsberufe sollte daher mindestens einen zusätzlichen Blick Wert sein. Hier kann eine moderne Berufsorientierung in der Schule helfen“, so Wulf.

veröffentlicht am 17.07.2018